Eine wundervolle NaturReise auf der Rota Vicentina
- Frau Chr·uut
- 9. Juni 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Juni 2024
Die Bucketlist von Frau Chruut ist nicht gross. Aber ein Wunsch, den sie schon lange hegte, war die Wanderung auf der Rota Vicentina, dem Fischerpfad an der Südwestküste Portugals. Auf diese Reise hatte sie sich schon lange gefreut. Zum einen, weil man mit klug gewähltem (vorzugsweise sehr leichtem) Gepäck auf dem Rücken unterwegs ist. Andererseits, weil man einfach wieder frei ist. Man wandert stundenlang und wird durch nichts als die Natur „abgelenkt“. Keine E-Mails, keine Telefonate, einfach nur die Natur genießen und eine Freundin dabei haben, das ist für sie Freiheit pur. Die fantastischen Aussichten und die Flora sind aussergewöhnlich und atemberaubend!

Vom Flughafen Lissabon fahren wir in die Stadt, wo wir bei RedeExpressos ein Busticket nach Porto Covo kaufen. Wir fahren in Richtung Süden aus der Stadt hinaus. In Porto Covo werden wir unsere erste Übernachtung einlegen, bevor wir die vielen Kilometer zu Fuss in Angriff nehmen.
Der Einstieg ist leicht. Viel studieren muss man nicht, wenn man den Fisherman`s Trail laufen möchte.
Einfach die Augen offenhalten, was wirklich nicht schwer fällt und wenn man diese grün-blauen Striche sieht, ist man auf dem richtigen Weg.
Auf geht`s in ein wunderbares Abenteuer!
Gewandert sind wir nach dem praktischen Wanderführer von ROTHER. Portugal Süd ROTA VICENTINA - Halbartschlager | Russ

Ein leichter praktischer, unver-wüstlicher Reisebegleiter, der alles Kilometer für Kilometer dokumentiert. Die Zeiten stimmen fast minutiös und inhaltlich sind die Schilderungen auf den Punkt gebracht. Schon fast muss man den Weg nicht mehr laufen, wenn man sich auf die Schilderungen einlässt. Fehlen würde natürlich die wundervolle Aussicht.
Wettertechnisch haben wir es recht gut erwischt. Zwischendurch gabs mal den einen oder anderen Regenguss, dafür war es nicht zu heiss und man konnte die Etappen gut bewältigen. Wer Schatten sucht, findet kaum welchen. Sonnenhut und -crème sind also gute Wegbegleiter.
Mit einem Streifzug durch Porto Covo haben wir nach unserer Ankunft erste Wanderluft geschnappt und uns fürs Abendteuer eingestimmt.
Eine Bemerkung am Rande. Frau Chruut hat versucht alle Pflanzen zu bestimmen. Es war nicht ganz so einfach wie zuerst gedacht. Es kann gut sein, dass die eine oder andere Bezeichnung nicht zu 100 Prozent stimmt.
1. Etappe | Porto Covo - Vila Nova de Milfontes 19,6 km
"Unglaublich viele Sandbuchten wohin unsere Augen reichen"
Was für ein wunderbarer Start in eine unglaublich bereichernde Wanderwoche. Viele Kilometer auf sandigen Wegen, an der frischen Luft, bei leichten Regenschauern und zartem Sonnenschein.
Zeit für unglaublich viele Gespräche, für Reflexion, für Stille, für Vergangenheitsbewältigung. Dieser Tag war ein unerwartet intensiver, geistig anstrengender Einstieg in eine „reinigende“ Woche. Vieles wird relativiert, man kann einen Schritt zurücktreten und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ein überraschender Nebeneffekt dieser Wanderwoche. Man könnte süchtig danach werden, wenn man das Ausmaß dieser Nebeneffekte erkennt. Die Pflanzenvielfalt ist schon an diesem Tag atemberaubend und wir können gar nicht aufhören zu fotografieren. Die einfache Unterkunft in Vila Nova de Milfontes ist perfekt und nach einer wohltuenden Dusche geniessen wir ein feines Abendessen im Dorf.
2. Etappe | Vila Nova de Milfontes - Almograve 15,2 km
"Facettenreiche Küste und eine unglaubliche Flora"
Gleich in Vila Nova de Milfontes kürzen wir die Etappe ein wenig ab, um einen eintönigen 30-minütigen Spaziergang unmittelbar an der Straße zu vermeiden. Direkt unterhalb der Festung „Forte Sao Clemente“ befindet sich eine kleine Anlegestelle. Die kleine Fähre bringt uns auf die andere Seite der Bucht. Diesmal nehmen wir eine etwas kürzere Etappe mit grossartigen Ausblicken unter die Füsse. Die Flora verändert sich. Pflanzen, die wir auf der 1. Etappe gesehen haben, verschwinden. Neue tauchen auf. Nach einem raschen Marsch in Richtung Dorf stärken wir uns mit einer Cola direkt am Dorfeingang, bevor wir unsere schöne Unterkunft für die Nacht im Fishermans House in Almograve beziehen. Gleich außerhalb des Dorfes gibt es eine tolle Bar mit Musik, schönem Blick auf das Meer (Bar da Praia do Almograve) und natürlich guten Getränken. Ein wunderbarer Abschluss für diese Tagesetappe.
3. Etappe | Almograve - Zambujeira do Mar 21,6 km
"Klippen voller Strochennester und ein schöner Kiefernwald"
Wenn man den blau-grünen Markierungen aus Almograve heraus folgt, um zurück an die Küste zu gelangen, kann man nicht umhin, die letzte Gelegenheit für eine kurze Pippi-Pause oder sogar die erste Fotopause zu nutzen. Die Toiletten mögen in die Jahre gekommen sein, aber das Gebäude ist immer noch fotogen. Gleich daneben, in den gleichen Farben, steht die Dorfkirche. Wenn man am Vortag in der Bar am Meer war, stellt man schnell fest, dass man auch gleich wieder zurück zur Küste hätte laufen können. Aber dann würde man die helle „Mondlandschaft“ mit den fast weißen Sanddünen verpassen. Neben der atemberaubenden Landschaft gibt es an diesem Tag auch viele verschiedene Blumen zu bewundern. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt und zur Abwechslung mal einen schönen, schattigen Kiefernwald. Jetzt sehen wir endlich die Storchennester, von denen wir gelesen haben, die tatsächlich auf den exponierten Felsen gebaut sind. Unglaublich, aber anscheinend funktioniert das wunderbar. Wie jeden Tag bepackt mit unserem obligaten Käsebrot hat heute auch das bereits zweite oder dritte Pasteis de Nata ein Plätzli in unserem Proviant-Beutel bekommen. Eine feine Stärkung für die letzten Kilometer. Unbedingt probieren!
Nach der Ankunft in Zambujeiro de Mar werden wir zu unserer Unterkunft gefahren. Jede Menge Blasen an den Zehen machen Frau Chruut das Leben schwer.
4. Etappe | Zambujeira do Mar - Odeceixe 17,6 km
"Zauberhafte Buchten und ein täglicher Wegbegleiter"
Wir verlassen die Unterkunft etwas ausserhalb dem Dorf mit dem Taxi. Man könnte sagen, wir hätten die Unterkunft etwas unglücklich gewählt. Aber die Ruhe auf dem Anwesen war wundervoll! Der kurze Schwumm im kleinen Pool am Vortag war erfrischend. Es gibt in die Jahre gekommene Fahrräder, um für das Nachtessen ins Dorf zu fahren, die für viele Lacher verantwortlich waren. Und das unerwartet abwechslungsreiche Morgenessen war ein toller Start in den Tag. Im Dorf angekommen folgen wir wieder der blau-grünen Markierung und brechen zu einem weiteren Wandertag auf.
Wir haben jeden Tag einen neuen "Begleiter" an unseren Rucksack gesteckt. Es war ein schönes Ritual, diesen Zweig zu Bestimmen und am Rucksack zu befestigen. Rosmarin, Lavendel, Eisenkraut, Gräser und Ähren begleiteten uns auf unserem Weg.
Heute haben wir von morgens bis abends Sonnenschein. Es wird also das erste mal so richtig heiss. Eine etwas schwierige Situation für die Füsse, wenn sie bereits angeschlagen sind. 2 Stunden vor Wanderziel muss Frau Chruut ihre Schuhe gegen Flip-Flops tauschen. Es sieht so aus, als ob dies die letzte Etappe sein wird. Nach einem mental schwierigen Abschluss durch das eintönige Tal des Seixe-Flusses werden die Füsse inspiziert und die Antwort ist ein direkter Gang zur Apotheke. Dann wird es klar. Dies war tatsächlich der letzte Wandertag! Mit dieser ungeplanten Wendung unserer Pläne müssen wir uns erst einmal abfinden. Das war so nicht geplant. Schade, aber wir nahmen es gelassen, denn wir konnten es nicht ändern und freuten uns auf Lissabon.
5. Etappe | Odeceixe - Rogil: gestrichen
Odeceixe - Lissabon (mit dem Bus)
Wir wollten uns einen kurzen Rundgang durch Odeceixe nicht entgehen lassen. Ein wunderschönes Dorf genau an der Stelle, wo der Alentejo endet und die Algarve beginnt.
Tag 5 und 6 Lissabon
"Ein Streifzug durch`s abwechslungsreiche Lissabon"
Mit Flip-Flops an den Füssen tauchten wir in die Stadt ein. Was für ein glücklicher Zufall! Wenn wir gewusst hätten, wie schön Lissabon ist, wären wir wahrscheinlich eine Woche länger geblieben. Nun, das ist kein großes Problem. Wir haben noch 14 Etappen an der Südwestküste Portugals vor uns und werden auf jeden Fall zwei oder drei Tage in Lissabon dranhängen.
Auf bald wunderschönes Portugal!
Ein herzliches Dankeschön an meine Wegbegleiterin. Es war wieder toll mit dir!
Viel Spass beim Eintauchen in dieses Abenteuer.
Deine Frau Chruut.
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